Posaunenchor

Geschichte des Posaunenchores

In der Sylvesternacht 1937/38 erklangen nach dem mitternächtlichen Glockengeläute einige Choräle, die der damalige Pfarrer Gerhard Schaudig (Bild 2) vom Kirchturm aus über das Dorf hinweg blies. Diese Sylvesternacht kann als Anfang des Posaunenchores in Gattendorf bezeichnet werden.

Am nächsten Morgen und in den folgenden Tagen sprachen verschiedene Jungen Männer aus der Gemeinde den Pfarrer auf sein nächtliches Solo an und eröffneten ihm: „Herr Pfarrer, wir wollen auch blasen.“

So kamen erst 5, dann 10, dann 20 Männer und schließlich wurden es 40 Männer, die in dem von Pfarrer Schaudig geleiteten Chor bliesen. Es war damit der größte Posaunenchor Bayerns.

Nach dem mit tatkräftiger Unterstützung von verschiedener Seite die finanzielle Grundlage für die Beschaffung von Instrumenten und Notenliteratur geschaffen war, wurden die Mitglieder des Chores mit Handschlag und Unterschrift auf die Satzung verpflichtet. Als am 28. August 1938 die frisch renovierte Kirche eingeweiht wurde, sollte der Posaunenchor zum ersten mal der Gemeinde dienen. Mit Unterstützung 10 anderer Chöre und einer Gesamtbläserzahl von rund 70 Mann wurde der Tag auch wegen des Besuchs des „deutschen Posaunengenerals“ Johannes Kuhlo (Bild 3), dem Begründer der Posaunenchorbewegung, zu einem unvergesslichen Ereignis für 2000 Glaubensgenossen aus Nah und Fern.

Außerdem ist an dieser Stelle auch Chorpfleger Georg Grosch (Bild 4) aus Nürnberg dankend zu erwähnen, der den Chor von der Gründung an begleitet und mit Proben und Schulungen immer tatkräftig unterstützt hat.

Mit Kriegsbeginn war der Fortbestand des Posaunenchores stark gefährdet, da mit der Zeit mehr als die Hälfte der Bläser eingezogen wurde und sehr viele nicht mehr zurückkehrten. Auch sein Gründer, Pfarrer Schaudig, fiel am 06.04.1943 an der Ostfront.

Die Nachfolge hatte sein bisheriger Stellvertreter Heinrich Oettler (Bild 5) aus Neugattendorf übernommen, aber auch er musste seinen Kriegsdienst leisten. So lag es an Diakon Hauenstein aus Hof als Chordirigent einzuspringen. Er fuhr abends mit dem Postauto nach Gattendorf und hielt die Probe. Dann musste er übernachten, um am nächsten Morgen mit dem Milchauto zurück nach Hof zu fahren und seinen Dienst zu versehen.

Schwer für den Chor war auch, dass kurz nach Kriegsbeginn die großen Bassinstrumente wegen ihres Metallwertes eingezogen worden waren, es konnten daher nur noch dreistimmige Sätze gespielt werden. Aber man gab nicht auf.

Nach dem Krieg musste mit einem vollkommenen Neuaufbau des Posaunenchores begonnen werden. Die Alten mussten wieder gesammelt und geschult, der Nachwuchs gewonnen und ausgebildet werden. Zum teil waren auch Instrumente verloren gegangen oder von den Amerikanern vom Pfarrboden gestohlen worden. Diese schwere Aufgabe fiel als Chorleiter Heinrich Oettler zu, der schwer kriegsgeschädigt aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war.

Durch seine unermüdliche Arbeit hatte der Chor bald wieder Boden unter den Füßen und er freute sich weit und breit in Oberfranken wieder großer Wertschätzung. Im Übrigen finden seit dieser Zeit, bis heute, die Proben immer am Dienstagabend statt.

Im Jahr 1953 feierte man, dass die Kirche vor 200 Jahren ihr heutiges Gesicht erhalten hatte. Am 18. und 19. September wirkte der Chor deshalb am Festspiel „In Nomine Domini“ mit das von über 1000 Einheimischen und Fremden gesehen wurde. Pfarrer Brückner erinnert sich: „Neben dem Lob für die Darsteller fehlte es auch nicht an Anerkennung für unseren Posaunenchor. Eine Teilnehmerin aus Berlin, die im hiesigen Schloß als Kurgast weilte, sagte mir, dass sie einmal einen Posaunenchor aus Dresden gehört habe. Dieser Dresdener Chor könne sich aber nicht mit unserem Posaunenchor messen!“

In den Jahren 1960/61 machten Chorleiter Oettler seine Kriegsverletzungen zunehmend zu schaffen, weshalb er sich des öfteren in Behandlung begeben musste. Während dieser Zeit übernahm Herr Lehrer Simon das Amt des Chorleiters, um ein Auseinanderfallen des Chores zu verhindern. Durch das aufkommende Fernsehen hatte das Interesse und die Begeisterung für den Posaunenchor stark nachgelassen. Manch ein Bläser vergaß vor dem Schirm, dass sein Platz bei der Probe leer blieb. Der Chor war bis auf durchschnittlich 11 Mann zusammengeschrumpft.

1964, zum 25. Posaunenchorjubiläum, hatte Heinrich Oettler den Taktstock wieder fest in der Hand und bekleidete sein Amt noch weitere 3 Jahre. Am 05.05.1967 verstarb er im Alter von 64 Jahren und wurde unter allergrößter Anteilnahme der Gemeinde und des Bezirksposaunenchores auf dem Gattendorfer Friedhof beerdigt.

Als Nachfolger übernahm Gerhard Penning (Bild 6) aus Neugattendorf die Verantwortung für den Posaunenchor. Der junge Leiter erwies sich seines Amtes als fähig und gewachsen und brachte dem Chor viel Aufschwung. Zusammen mit dem Bläser Georg Freiberger konnte er in immer neuen Schulungen Jungbläser gewinnen und ausbilden, sodass der Chor wieder auf weit über 20 Begeisterte anwuchs.

Große Ereignisse der folgenden Jahre waren zum einen die 500 Jahrfeier der Kirchengemeinde Gattendorf, die in dem Historienspiel „In Nomine die“ am 23.06.1984 in der Gattendorfer Kirche ihren Höhepunkt fand. Zum anderen die 750 Jahrfeier der politischen Gemeinde. Aus diesem Anlass wurde am 01.07. desselben Jahres ein großer Zeltgottesdienst gefeiert. Bei allen Veranstaltungen wirkte selbstverständlich der Posaunenchor mit.

Alle zwei Jahre am letzten Adventsonntag, lädt der Chor zum Adventskonzert ins Kirchgattendorfer Gotteshaus.

Und noch ein Highlight im ständigen Chorleben hat Gerhard Penning geschaffen. Am 07.07.1998 spielte man, inspiriert von anderen Posaunenchören, eine Serenade im malerischen Schloßgattendorfer Schlosshof. Die Veranstaltung kam so gut an, dass sie seitdem immer am ersten Dienstag im Juli wiederholt wird und regelmäßig deutlich über 100 Besucher aus Nah und Fern anlockt. Selbst als sich das Juliwetter einmal von seiner kühlen Seite zeigte ließen sich zahlreiche Besucher nicht von den Temperaturen schrecken und lauschten mit Glühwein gebannt den Klängen der Instrumente.

Am 06.01.2005 übernahm dann Christian Steinhäußer aus Kirchgattendorf das Chorleiteramt. Gerhard Penning hatte es aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Als besondere Anerkennung und als Dank für seine 50 jährige, einsatzreiche Arbeit im Posaunenchor und für seine 38 Jahre als dessen Leiter überreichten der neue Chorleiter und Pfarrerin Elfriede Schneider, Gerhard Penning am Ostersonntag 2005 eine Urkunde und ernannten ihn zum Ehrenchorleiter des Posaunenchor Gattendorf (Bild 7 und 8).

Heute gestalten die Bläserinnen und Bläser, wie eh und je, alle hohen Kirchlichen Feiertage mit aus. Darüber hinaus musizieren sie bei verschiedenen Vereinsfesten, der Serenade und anderen Gelegenheiten.

Das alles steht unter dem Motto des Posaunenchors aus dem 150. Psalm: „Lobet den Herrn mit Posaunen.“

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